Ich bin als Tochter österreichischer Eltern in Holland geboren, in Geldrop nahe der Philips-Stadt Eindhoven, und mit Deutsch und Holländisch zweisprachig aufgewachsen. Meinen kleinen Freundinnen und Freunden habe ich jeweils die Kindersendungen im deutschen Fernsehen simultan übersetzt. Ob dies meine eigene Erinnerung ist, wage ich zu bezweifeln, es wurde mir aber so oft erzählt, dass ich mich zu erinnern glaube. Als wir später in die Schweiz zogen, war ich die erste der Familie, die sich den lokalen Dialekt aneignete. So begannen meine sprachlichen Loyalitätskonflikte zwischen Herkunft und neuer Heimat. Obwohl wir zu Hause deutsch sprachen, musste ich mir anfangs von den Kindern öfters ein höhnisches „Die kann ja nicht einmal Deutsch!“ anhören, weil ich manche Dialektausdrücke noch nicht kannte oder nicht direkt aus dem Deutschen ableiten konnte. Es war mir unangenehm, so als Fremde aufzufallen, und so gewöhnte ich mir in der Schule sehr schnell den schweizerdeutschen Akzent der Lehrerin beim Lesen deutscher Texte an. Lange Zeit sprach ich mit gespaltenen Zungen, einerseits das als Muttersprache gelernte Deutsch, andrerseits das in der Schweiz gebräuchliche Deutsch, mit dem ich mich sprachlich assimilierte und so hundertprozentig dazugehören konnte. Das Switchen zwischen diesen beiden „Sprachen“ wurde mir zu einer zweiten Natur. Heute switche ich auch gerne zwischen Fremdsprachen. Erst spät habe ich Arabisch gelernt und dabei so tief wie nie zuvor erfahren, wie sehr sich in einer Sprache eine Lebenshaltung offenbart.
Da ich schon als Kind lesesüchtig war, was sich in der Jugend noch steigerte, schien mir das Germanistikstudium der einzig mögliche Übergang ins Erwachsenenleben, bei dem man noch nicht einmal wirklich erwachsen werden musste. Selbst zu schreiben, um gelesen zu werden, für eine Zeitung, war ein Abenteuer mit dem täglichen Risiko des Scheiterns, eine Faszination, die mich nicht mehr losliess. Dieses Abenteuer konnte nur noch auf eine einzige Weise gesteigert werden, durch literarisches Schreiben, bei dem ich mich seit einigen Jahren immer wieder aufs Neue mit Begeisterung ins Unbekannte stürze.
Roman „Kairo Kater“, Lokwort Verlag Bern, 2018; Buchpräsentationen in Bern, Biel, Zürich
Schreibstipendium der Stadt Bern, 2016
Bildbetrachtung für das audio-visuelle Fotoprojekt „Kairo“ von Daniela Keiser, 2016
Publikation der arabischen Übersetzung des Buchs „Literatur der Rebellion“, Hindawi Foundation for Education and Culture; dazu Buchpräsentationen in Kairo und Alexandria, 2014
„Rund um die Welt“, Bildbetrachtung zur Foto-Serie „À contre-jour“ von Arno Hassler, Musée Jurassien des Arts, Moutier, 2014
„Literatur der Rebellion“, Buch über die Rolle der ägyptischen Intellektuellen und Schreibenden für die gesellschaftlichen Umwälzungen des arabischen Frühlings, Rotpunktverlag Zürich, 2013
Symposium Mediterranean Voices Stuttgart, 2013
Lizenziat in Germanistik und Philosophie mit einer Arbeit über experimentelle Schreibweisen bei Elfriede Jelinek und Barbara Frischmuth, Universität Bern, 1989
Literatur- und Theaterkritiken, Essays, Reportagen, Porträts und Kolumnen für diverse deutschsprachige Printmedien, Online und Radio, seit 1988